Nachhaltigkeit im Mund

Zähneputzen – als Kind vielleicht noch eine Qual, gehört es doch zu unserem Alltag und ist nicht mehr wegzudenken. Hoffentlich mindestens zwei Mal am Tag schrubben wir unsere Beißer, verwenden zusätzlich noch Zahnseide, Mundspülung, Kaugummis und was es sonst noch alles für schöne, weiße Zähne zu kaufen gibt. Was wir dabei leider meist unbeachtet lassen, sind die Auswirkungen auf unsere Umwelt, die Natur und auf uns selbst.

Müll für den Mund

Alle drei Monate kaufen wir eine neue Zahnbürste und werfen die alte in den Müll. Natürlich ist jede Zahnbürste verpackt, in Kunststoff. Auch der landet im Müll. Allein in Deutschland werden jährlich etwa 190 Millionen Zahnbürsten gekauft und wieder weggeworfen, das entspricht 2.200 Tonnen Plastikmüll1. Dazu kommt die Zahnpasta, auch sie ist in Kunststoff eingepackt. Rund 5 Tuben verbraucht jeder Deutsche im Jahr2, das macht über 400 Millionen weggeworfene Zahnpastatuben allein in Deutschland.

Mein Zahnarzt empfiehlt außerdem, jeden Abend Zahnseide zu nutzen. Das sind lange Fäden aus Nylon, ebenfalls ein Erdölprodukt, mit dem wir unsere Zahnzwischenräume reinigen. Bei 82 Millionen Deutschen und einem Prokopfverbrauch von 50 Zentimeter Zahnseide pro Woche, bedeutet das 41.000 Kilometer Müll in Fadenform pro Jahr, das entspricht in etwa der Länge des Äquators.

Dann sind da noch die Zahnpflegekaugummis, die gut für die Zähne sein sollen. Doch sind Kaugummis „nahe Verwandte der Plastiktüte“, denn sie bestehen zum größten Teil aus Kunststoff auf Erdölbasis. Da kauen wir auf Erdöl herum, für das in Peru und seinen Nachbarländern Amazonasindianern ihr Land genommen wird. Auch in unserer direkten Umgebung hinterlassen Kaugummis Spuren und gehören schon fast zum Stadtbild. Circa fünf Jahre klebt so ein Kaugummi auf dem Asphalt, bevor er langsam zu verfaulen beginnt.3

Chemie im Mund

Doch neben der Umweltverschmutzung durch Kunststoff birgt unsere herkömmliche Mundhygiene noch andere Risiken. Denn all die Mundhygieneprodukte enthalten eine Reihe chemischer Substanzen, die unser Körper beim Zähneputzen ganz unbemerkt aufnimmt, oder sie landen ganz einfach im Abwasser. Zahnbürste, Zahnpastatube und Zahnseide enthalten Weichmacher, die schon durch den bloßen Hautkontakt von unserem Körper aufgenommen werden können4. In der Zahnpasta stecken außerdem allerlei Chemikalien, die wir eigentlich nicht in unserem Körper haben wollen, wie zum Beispiel Triclosan, welches hormonaktive Stoffe beinhaltet, oder Propylenglykol, das Augen, Haut und Schleimhäute reizt und für einige Organe giftig ist.5

Nachhaltige Mundhygiene

Selbst an einem so alltäglichen Thema wie dem Zähneputzen wird deutlich, wie weitreichend das Prinzip der Nachhaltigkeit ist.

Zum Glück gibt es wie in allen anderen Bereichen auch bei der Mundhygiene mittlerweile viele gute Alternativen. Wir brauchen also auf Mundhygiene nicht zu verzichten und können unseren Alltag schon beim Zähneputzen verantwortungsbewusst gestalten. Auch die Alternativen zu herkömmlichen Produkten sind nicht immer optimal, jedoch ein guter Ansatz zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Mundhygiene.

Einige dieser Alternativen haben wir uns für Sie angeschaut:

Nachwachsende Zahnbürsten. In nur 36 Stunden können Bambustriebe einen ganzen Meter wachsen. Dabei binden sie viel CO2 und produzieren mehr Sauerstoff als so mancher Baum. Nebenbei ist Bambus sehr dicht, schnittfest, antibakteriell und wasserabweisend, womit er als Zahnbürstenkörper perfekt geeignet ist.6 Wie gut, dass Bambuszahnbürsten mittlerweile in vielen Drogeriemärkten angeboten werden. Einzig die Borsten sind nicht kompostierbar, jedoch werden diese statt aus Erdöl aus dem Naturprodukt Rizinusöl hergestellt.7 Leider sind Bambuszahnbürsten allerdings noch etwas teurer als herkömmliche Zahnbürsten aus Kunststoff.

Zahnbürstenbäume: Aus unseren Projekten bei den Maasai und in Amzonien kennen wir ganz unterschiedliche Pflanzen, deren Zweige traditionell zur Mundhygiene genutzt werden. Effizient und kostenlos. Auch bei uns kann man Zahnputzzweige kaufen, die so genannte Miswak-Zahnbürste. Zweige, Knospe und Wurzel der westasiatischen Pflanze Salvadora persica enthalten von sich aus zahnschützende sowie zahnputzende Stoffe, darunter natürliche Flouride (zahnschmelzhärtend), Vitamin C (konservierend), Tannine (adstringierend), Saponine (schmutzlösend), Flavonoide (antibakteriell) und Kalium sowie Calcium (remineralisierend). Von Nachteil ist, dass der Miswak-Zahnbürstenbaum vorrangig in den Wüsten Arabiens, Ostafrikas und Vorderasiens wächst.8 Die lange Reise der Zweige nach Deutschland verdirbt die Klimabilanz dieser natürlichen Zahnbürste.

Zahnpastatabletten

Eine Möglichkeit, bei den 75 Litern Zahnpasta, die wir Deutschen im Leben verbrauchen5, auf all den Plastikmüll zu verzichten, sind Zahnpastatabletten. Diese gibt es im Internet unverpackt zu kaufen. Zahnpastatabletten sind genauso wirksam wie Zahnpasta, denn sie enthalten dieselben Wirkstoffe, wahlweise mit oder ohne Fluor. Im angefeuchteten Mund zerkaut, entsteht Schaum zum Putzen: eine vegane, plastikfreie, und umweltverträgliche Alternative für jeden Zähneputzer. Zahnpastatabletten kommen außerdem ohne die vielen Zusatzstoffe der Zahnpasta aus. Sie enthalten dreimal weniger Chemikalien als übliche Zahnpasta, sind preiswert, leicht zu transportieren und überall einsetzbar.9

Meine Schlussfolgerung:

Selbst bei so einem kleinen Thema wie Mundhygiene ist Nachhaltigkeit wichtig. Durch den Umstieg auf Zahnpastatabletten und Bambuszahnbürsten kann ich ganz leicht Müll vermeiden und auf Chemie verzichten. Das lässt sich sehr einfach umsetzen und hilft mir, meinen Konsum gerechter und nachhaltiger zu gestalten. Auch das ist eine Chance für Mensch und Schöpfung.

***Diesen Artikel recherchierte und verfasste die 18-jährige Lara im Rahmen ihres Einsatzes in Peru für Chance e.V. Ihr ermutigendes Engagement für Mensch und Schöpfung ist uns ein Vorbild und wir erinnern uns voll Zuneigung und Hochachtung an Lara als einen wunderbaren Menschen. Lara kam 2018 in Peru bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben. In Trauer und Dankbarkeit bleiben wir mit ihr und ihren Angehörigen verbunden.

Was Du daheim tun kannst

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Z.B. beim Zähneputzen, das Haarewaschen usw., können wir rasch Müll und Umweltverschmutzung reduzieren und so viele kleine Erfolgserlebnisse feiern, für uns selbst und den Planeten.

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