Ein bunter, duftender Blumenstrauß ist ein schönes Geschenk, mit dem man anderen eine Freude machen kann. Viele Millionen Schnittblumen, die in Europa verkauft werden, kommen aus Kenia. Afrika bekommt Arbeitsplätze und Europa preiswerte Blumen für jeden Anlass. Das klingt nach einem guten Beispiel globaler Handelsbeziehungen. Oder?
Die Realität sieht anders aus. Kenias Blumenanbaugebiet liegt rund um den größten und wichtigsten Süßwassersee des trockenen Landes, den Lake Naivasha. Wer den Kinofilm „Jenseits von Afrika“ gesehen hat, der an den Ufern des Sees gedreht wurde, kennt die Landschaft genau. Doch das ist lange her. Denn nach den Dreharbeiten kamen die Blumenfarmen, die ursprünglichen Wälder wurden gerodet.
Wo früher Kleinbauern ihre Felder bestellten, Maasai-Hirten ihre Herden hüteten und wilde Tiere durch Savanne und Akazienwälder streiften, stehen heute riesige Gewächshäuser aus Kunststofffolien, in denen die Schnittblumen Europas angebaut werden: Nelken, Rosen, Chrysanthemen und andere. Seit einiger Zeit ist der gesamte See von einem Ring aus Megagewächshäusern umgeben. Selbst der letzte Wildkorridor, der den Hell’s Gate Nationalpark mit dem See verband, wurde den Farmen geopfert
Anfang der 80er Jahre war der Naivasha-See an seiner tiefsten Stelle 24 Meter tief. Heute sind es noch 13 Meter. Der See schrumpft immer schneller. Früher konnte man das Wasser trinken, heute ist es mit Pestiziden und Kunstdünger belastet. Noch gibt es eine reiche Fauna, aber die ersten Vogelarten sind bereits verschwunden. Die Blumenfarmen brauchen viel Wasser, ihr belastetes Abwasser leiten fast alle ungeklärt in den See zurück. Der wichtigste Zufluss des Sees wurde kurzerhand umgeleitet, um die wachsende Industriestadt Nakuru mit Wasser zu versorgen. Andere Zuflüsse sind zu Rinnsalen geworden, weil ihre Quellgebiete in den Mau- und Aberdare-Bergen entwaldet wurden. Nachts leuchtet der Himmel über den Gewächshäusern blutorange, denn die Farmen werden auch nachts beleuchtet. Und das in einem Land, dessen Bevölkerungsmehrheit ohne Strom und elektrisches Licht leben muss.
Und die Arbeitsplätze? In den meisten Farmen verdienen die Arbeiter umgerechnet 40 bis 60 Euro im Monat. Davon bezahlen sie ihre Matatu-Fahrkarten zur Arbeit oder sie mieten eine Baracke von ihrem Arbeitgeber. Am Ende bleibt von diesem selbst für Kenia miserablen Lohn so gut wie nichts für die Familie übrig. Die Schulgelder der Kinder, Rücklagen für Krankheit oder Notfälle oder eine ausgewogene Ernährung sind nicht möglich. Und wer sich beschwert, wird entlassen. Viele Arbeiterinnen, die in den Gewächshäusern arbeiten, erleiden Fehlgeburten. Die Menschen verstehen den Zusammenhang zwischen Pestiziden und Fehlgeburten nicht. Ehen zerbrechen. Leben werden zerstört.
Als eines der ärmsten Länder der Welt, in dem saisonbedingt Millionen Menschen vom Hungertod bedroht sind, weil im Land nicht genug Lebensmittel angebaut werden, produziert Kenia billige Schnittblumen für einige der reichsten Länder der Welt hier bei uns in Europa.
Dabei gehören fast alle Blumenfarmen den paar Familien, die fast das ganze Land kontrollieren. Sie verpachten die Farmen an weiße Kenianer oder Europäer. Nachhaltigkeit hat keinerlei Bedeutung. Es geht ausschließlich um kurzfristigen Profit und Rendite. Zurück bleibt ein zerstörter See, vertrocknetes Land und ausgebeutete Menschen.
Ist ein bunter Blumenstrauß angesichts dieser Tatsachen wirklich eine gute Geschenkidee oder gibt es Alternativen, die nicht nur die Beschenkten glücklich machen, sondern auch die Produzenten? Schenken Sie doch Blumen aus dem eigenen Garten, eine Topfpflanze oder Bio-Blumen. Oder verschenken Sie das nächste Mal ganz einfach ein Spendenzertifikat von Chance e.V. und unterstützen Sie so unsere Projekte für nachhaltige Entwicklung in Kenia.
Was Du daheim tun kannst
Eine Verbindung zwischen Deutschland, Peru und Kenia ist Kaffee.
„Was würde Jesus kaufen?“ – diese Frage steht im Zentrum der Idee „Consumer Missions“, die wir bei Chance e.V. entwickelt haben.
Menstruation ist oft ein Tabuthema, trotzdem ist es nicht nur für Frauen ein wichtiges Thema, sondern auch für alle, die nachhaltiger leben wollen. Jede deutsche Frau verbraucht in ihrem Leben bis zu 16.000 Tampons und Binden.
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