Umweltfreundliche Frauenhygiene - ist das möglich?

Auch wenn das Thema Menstruation heutzutage noch immer in weiten Teilen der Bevölkerung ein Tabuthema ist: die Menstruation spielt im Leben einer Frau eine große Rolle. Schließlich verbringt eine durchschnittliche Frau 3-7 Tage im Monat, somit rund 3.000 Tage und somit 6-7 Jahre ihres Lebens durchgehend menstruierend. Dabei verbraucht jede Frau im Laufe ihres Lebens ca. 16.000 Tampons bzw. Binden. Das produziert nicht nur viel Müll und schadet somit der Umwelt, die herkömmlichen Produkte bergen auch Risiken für die Gesundheit der Frau.[1]

Menstruation = Umweltverschmutzung?

Die Herstellung von konventionellen Damenhygieneprodukten verbraucht große Mengen an Rohstoffen: Holz, Baumwolle, aber auch Erdöl. Konventionelle Tampons sind nur ein Beispiel: sie bestehen meist aus industriell hergestellter Viskose, welche aus Zellulose gefertigt wird (gewonnen aus Holzfasern), manchmal noch gemischt mit Baumwollfasern. Außerdem werden die Tampons mit hohem Energie- und Wasseraufwand gebleicht (Sauerstoffbleiche), damit sie schön rein und weiß wirken.

Hygieneartikel enthalten neben absorbierenden Fasern vor allem eins: Plastik. Tampons, Binden und Slipeinlagen sind einzeln in Plastik verpackt und meist mit einer dünnen Kunststoffhülle oder -folie überzogen. Dazu kommen Applikatoren oder Wäscheschutz-Folien, in Binden ist zudem saugfähiges Kunststoffgranulat enthalten. Das ganze Plastik wird auf Basis von Erdöl hergestellt und ist somit kaum biologisch abbaubar: aufgrund ihrer nicht abbaubaren Plastikbestandteile brauchen konventionelle Hygieneartikel durchschnittlich 500 Jahre zum Verrotten.[2]

Klassische Tampons und Binden werden nach einmaliger Nutzung sofort entsorgt und wenn frau diese ihr ganzes Leben benutzt, produziert sie mit konventionellen Hygieneprodukten einen riesigen Berg an Müll. Menstruation kann somit zu einem echten Umweltproblem werden.

Auch eine Frage der Gesundheit

Für die Gesundheit der Frau sind die klassischen Hygieneprodukte nicht immer unbedenklich. Im Jahr 2015 fanden argentinische Forscher im Rahmen einer Studie heraus, dass ein Großteil der konventionellen Tampons und Binden in Argentinien mit dem Unkraut-Bekämpfungsgift Glyphosat belastet ist.

Außerdem sind in Frauenhygieneartikeln weitere chemische Stoffe zu finden, das Gift „Dioxin“ zum Beispiel, welches bei der Herstellung durch Bleichprozesse mit Chlor freigesetzt wird. „Dioxin“ wird in Verbindung mit Unfruchtbarkeit und Krebserkrankungen gebracht. Weitere chemische Stoffe sind Formaldehyd, Duftstoffe und Weichmacher, welche zu Hautirritationen, Pilzinfektionen, Eierstockentzündungen, dem toxischen Schocksyndrom und Krebs führen können.[3] All diesen Stoffen setzen Frauen ihre empfindlichsten Körperstellen vier Jahrzehnte lang aus.

Was sind die Alternativen?

Laut der US-amerikanischen Huffington Post kostet die Periode einer Frau im Laufe ihres Lebens rund 16.500€ (18.000 Dollar), wenn sie konventionelle Damenartikel verwendet.[4] Diese hohen Kosten sind ein weiterer Grund, sich nach (auch finanziell) nachhaltigeren Alternativen umzusehen. Denn klassische Tampons und Binden sind heutzutage nicht mehr unersetzbar. Gerade in den letzten Jahren kamen immer mehr umweltfreundliche und gesundheitsschonende Alternativen auf den Markt, welche längst nicht mehr nur in Reformhäusern oder Biomärkten verkauft werden. Auch im Drogeriemarkt findet man immer mehr Alternativprodukte. Im Folgenden eine kurze Vorstellung der gängigsten Alternativen:

Bio-Binden und Bio-Tampons
Diese bestehen je nach Hersteller aus bis zu 100 Prozent Baumwolle. Diese Baumwolle  wird biologisch angebaut und ist somit frei von Gentechnik oder Pestiziden. Außerdem sind Bio-Binden und Bio-Tampons fast vollständig biologisch abbaubar. Der höhere Preis dieser Produkte ist ein Nachteil: Da die Produktion der Bio-Binden und -Tampons aufwendiger ist als die der konventionellen Artikel, kosten sie auch etwas mehr. Außerdem bleiben auch diese Bioprodukte Wegwerfartikel für den einmaligen Gebrauch, wenngleich sie auch plastikfrei und umweltschonender sind.

Stoffbinden und waschbare Slipeinlagen
Für manche mag die Vorstellung, Binden zu waschen und wiederzuverwenden erst einmal abschreckend klingen, jedoch war dies lange Zeit die Standardlösung - und ist es in einigen Teilen der Welt noch heute. Dabei sind Stoffbinden ökologischer und auch auf lange Sicht günstiger als Einmalprodukte, da sie über Jahre wiederverwendet werden können.

Meist bestehen sie aus reiner (Bio-)Baumwolle und sind damit unbedenklich für die Gesundheit. Die waschbaren Binden haben eine wasserdichte Einlage, wodurch ein Durchsickern auf die Kleidung vermieden wird. Viele kommen außerdem mit Druckknöpfen, was ein Verrutschen verhindert. Außerdem kann man sie einfach in der Maschine waschen. Der einzige Nachteil ist, dass man die benutzten Stoffbinden mit sich rumtragen muss, wenn man länger unterwegs ist.

Menstruationsschwamm
Der Menstruationsschwamm ist ein Naturschwämmchen, das wie ein Tampon die Monatsblutung aufsaugt. Er ist natürlich gewachsen, unglaublich saugfähig und dehnt sich aus, um die Flüssigkeit in seinem Inneren zu halten.
Der Menstruationsschwamm kann einfach mit Wasser ausgewaschen und sechs bis zwölf Monate lang wiederverwendet werden, wodurch kaum Müll entsteht.

Menstruationstasse
Die beliebteste Alternative ist jedoch die Menstruationstasse, ein weicher Becher, der gefaltet und wie ein Tampon eingeführt wird und den Menstruationsfluss auffängt. Nach dem Entfernen kann man diesen einfach in der Toilette entleeren. Er ist wiederverwendbar und auslaufsicher. Außerdem besteht die Menstruationstasse meist aus medizinischem Silikon oder Naturkautschuk, ist somit gesundheitlich unbedenklich und kann 12 bis 24 Stunden lang sicher getragen werden. Insgesamt können Menstruationstassen laut Herstellerabgaben bis zu zehn Jahre lang verwendet werden. Somit gibt es kaum eine Lösung, die mehr Geld und Abfall spart. Nutzerinnen berichten, dass der Becher unkompliziert und bequem in der Anwendung ist, wenn man sich erst einmal dran gewöhnt hat.

Periodenunterwäsche
Heutzutage ist auch sogenannte Periodenunterwäsche in den Läden zu finden. Diese hat feuchtigkeitstransportierende und antimikrobielle Eigenschaften, ist atmungsaktiv, auslaufsicher und bequem. Sie saugt das Menstruationsblut auf und ist meist so konzipiert, dass sie ohne Tampons oder Binden getragen werden kann.
Die neuere Generation von Menstruationsunterwäsche verwendet mehrere Gewebeschichten, um die Feuchtigkeit einzuschließen und dennoch so trocken wie möglich zu halten und kann - alleine getragen - zwischen einem und zwei Tampons an Menstruationsflüssigkeit aufnehmen.[5]
Natürlich sollte frau selbstbestimmt wählen, welche Hygieneprodukte sie während ihrer Periode benutzt. Jede Frau ist einzigartig und hat ihre eigenen Vorlieben hinsichtlich der Produkte. Dennoch ist ein Bewusstsein über die Folgen konventioneller Produkte angesichts der universellen Umweltkrise, wie wir sie heute erleben, wichtiger denn je - zumal wir in der westlichen Welt die Wahl haben und uns mittlerweile für eine immer größer werdende Auswahl an umweltfreundlichen und gesunden Produkten entscheiden können.


Stoffbinden und waschbare Slipeinlagen

Periodenunterwäsche

Menstruationstasse

Einige ganz alltägliche Konsumthemen haben wir für Dich recherchiert:

Kaffee - unsere tägliche Chance

Eine Verbindung zwischen Deutschland, Peru und Kenia ist Kaffee.

Wie unser Kaffeegenuss zum Segen werden kann

Bäume für Kenia statt Blumen für Europa

Über die unschönen Folgen hübscher Blumen in Kenia.

Wie Blumen wirklich Freude bringen

Nachhaltigkeit im Mund

Zähneputzen – als Kind vielleicht noch eine Qual, gehört es doch zu unserem Alltag und ist nicht mehr wegzudenken. Was wir dabei leider meist unbeachtet lassen, sind die Auswirkungen auf unsere Umwelt, die Natur und auf uns selbst.

Mehr erfahren