Unser Netzwerk ist genau dort aktiv, wo Mensch und Natur durch Ausbeutung und Kolonisierung besonders bedroht sind. Zu diesen sozialen und ökologischen Brennpunkten gehört das zentralperuanische Amazonasgebiet.
Unsere Einsatzgebiete in Amazonien sind die Provinzen Oxapampa und Perené in Zentralperu, wo die Berge der Andenvorgebirge allmählich ins Amazonastiefland übergehen. Die Region ist geprägt von Bergregenwald und war noch vor wenigen Jahrzehnten komplett bewaldet, unerschlossen und größtenteils von indigenen Völkern bewohnt. Heute haben nur kleine Reste der indigenen Kulturen und Regenwälder überlebt.
Ausgehend von einem Projektzentrum im 1600 Meter hoch gelegenen Dschungelstädtchen Villa Rica, koordiniert ein Team aus den Bereichen Forst- und Landwirtschaft, Psychologie, Sozialarbeit, Recht und Technik die Arbeit mit indigenen Gemeinschaften, Kindern, Familien, Schulen, Jugendclubs und den Verantwortlichen kommunaler Waldschutzgebiete in der Provinz Oxapampa.
In der Nachbarprovinz Perené liegt das 200 Quadratkilometer große Mein Regenwald-Projekt, das wohl größte, von einer christlichen Organisation geführte Naturschutzprojekt der Welt und eines der größten privaten Naturschutzgebiete Perus. Dieses Waldgebiet erstreckt sich über diverse Klimastufen von 1500 bis auf 3500 Meter ü.d.M. Hier arbeiten unsere Waldhüter und Sozialassistenten für den Schutz des Waldes zusammen mit den umliegenden Dörfern sowie mit Universitäten und Forschenden.
Egal ob bei Behörden, indigenen Organisationen oder anderen NGOs – unsere Arbeit in Zentralperu wird von allen als wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung anerkannt und geschätzt.
Hier lernst du unsere Projekte im Amazonas-Regenwald in alphabetischer Reihenfolge kennen.
Problem: In Amazonien werden jedes Jahr riesige Flächen Regenwald vernichtet. Die Folgen für Mensch, Natur und Klima weltweit sind katastrophal.
Lösung: In Kooperation mit indigenen Gemeinschaften und Kleinbauernfamilien forsten unsere Fachleute zerstörte Flächen wieder auf. Die Dorfbewohner produzieren jedes Jahr Zehntausende Baumsetzlinge, die wir ihnen abkaufen. Unsere Partner:innen pflanzen neue Wälder und verbessern durch die Kombination von Land- und Forstwirtschaft die Bodenqualität, das Mikroklima und die Artenvielfalt.
Problem: Den Menschen Amazoniens fehlt der Zugang zu Wissen und Bildung. Sie kennen ihre Rechte nicht und es gibt keinen Dialog über die Folgen der Kolonisierung. Alternative Wirtschaftsformen sind genauso unbekannt wie fundiertes ökologisches Grundwissen.
Lösung: Einheimische Fachkräfte bieten in den Dörfern eine Vielzahl Schulungen und Fortbildungen an. Wir sensibilisieren die Bevölkerung und ergänzen die Bildungsangebote der Schulen und Kirchen. Außerdem produzieren wir gemeinsam mit der Bevölkerung Bildungsmaterialien für unterschiedliche Medien.
Problem: Die indigenen Völker Amazoniens kontrollieren die letzten großen Waldgebiete außerhalb der Nationalparks. Der Staat garantiert auf dem Papier zwar die Autonomierechte der Indigenen, tut jedoch nichts dafür, dass diese Rechte umgesetzt werden können. Die Verantwortlichen der Dorfgemeinschaften sind mit den vielen Herausforderungen und Bedrohungen oft überfordert und wissen nicht, wie sie ihre Dörfer effektiv schützen können.
Lösung: Unsere Teams vor Ort begleiten indigene Anführer:innen durch intensives Coaching und befähigen sie, der Kolonisierung ihrer Dorfgemeinschaften ein Ende zu setzen. Sie bauen schlagkräftige Selbstverwaltungsstrukturen und indigene Dachverbände auf, um die Rechte ihrer Völker zu stärken und sich vor staatlichen Institutionen Gehör zu verschaffen.
Problem: Verlässliche, bewusste und gerechte Entwicklung, die allen zugutekommt, braucht bewusste Planung und Ordnung. Ohne gemeinschaftlich festgelegte Rahmenbedingungen herrscht Chaos und die Ressourcen werden von denen kurzfristig ausgebeutet, die das Regulierungsvakuum der indigenen Gemeinschaften und Dörfer für ihre Zwecke ausnutzen.
Lösung: Unsere Experten und Expertinnen begleiten die Gemeinschaften dabei, in einem partizipativen Prozess und auf Grundlage der gemeinsam mit unserem Team erarbeiteten Dorfverfassung einen ganzheitlichen Entwicklungsplan auszuarbeiten. Das macht geordnete Entwicklung möglich, die niemanden ausschließt oder zurücklässt und die vorhandenen Ressourcen auf ökologisch, sozial und kulturell nachhaltige Weise nutzt.
Problem: Indigene Gemeinschaften in Peru haben per Gesetz weitreichende Autonomierechte. Da sie die Gesetze jedoch meist nicht kennen, können sie ihre Rechte nicht ausüben. Ihre Selbstverwaltung ist unzureichend organisiert, gegen die Ausbeutungs- und Kolonisierungsversuche von außen können sie sich nicht wehren. Am Ende steht der Niedergang der Gemeinschaften, ihrer Identität und die Zerstörung der Regenwälder als Lebensgrundlage der Menschen.
Lösung: Juristen, Anthropologen und Sozialassistenten begleiten die Dorfgemeinschaften in einem mehrere Jahre dauernden Prozess, an dessen Ende die Verabschiedung einer von den Dorfbewohner:innen selbst erarbeiteten Dorfverfassung steht, die alle Lebensbereiche des Dorfes ordnet. Sie lernen die Bedeutung der Gesetze und internationalen Abkommen kennen, die ihre Autonomierechte garantieren. Das ganze Dorf, Jung und Alt, durchlebt einen tiefgehenden Ermächtigungsprozess. Die Dorfverfassung ist eines der wichtigsten Instrumente, mit dem die Gemeinschaften ihre Autonomierechte durchsetzen, ihr Gemeinwesen stärken, eine effiziente Selbstverwaltung aufbauen, ihr Überleben sichern und ihre Regenwälder und Identität bewahren können. Nur so ist nachhaltige Entwicklung möglich.
Problem: Frauen sind in den meisten peruanischen Kulturen benachteiligt und von Mitbestimmung ausgeschlossen.
Lösung: Der intensive Dialog, der im Dorf bei der Ausarbeitung einer eigenen Dorfverfassung entsteht, ermächtigt gerade auch die Frauen. Sie trauen sich nun, die Belange ihres Dorfes mitzugestalten. Die neue Dorfverfassung macht Schluss mit der Benachteiligung der weiblichen Dorfbewohner. Viele Dörfer machen positive Erfahrungen mit den ersten Frauen, die als Dorfchefinnen und Anführerinnen gewählt werden.
Problem: Das Gesundheitssystem ist nicht nur ineffizient und unterversorgt, sondern oft auch korrupt und rassistisch. Manche Mediziner:innen weigern sich, den weiten Weg in die Dörfer auf sich zu nehmen, und in den Krankenhäusern werden Indigene bis heute häufig diskriminiert.
Lösung: Durch Kooperationsabkommen zwischen den Dörfern und dem Gesundheitsministerium verbessert sich die medizinische Versorgung der Bevölkerung. Unsere Fachkräfte sorgen dafür, dass die Diskriminierung im Gesundheitswesen immer weiter zurückgeht. Das rettet Leben. Durch Gesundheitsbildung verbessern wir die Ernährung der Kinder in den Dörfern.
Problem: Viele Jugendliche leben im Spannungsfeld der eigenen Kultur und der urbanen Lebensweise, die sie aus den Medien kennen. Sie verlieren die Orientierung, was oft zu Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie frühen Schwangerschaften führt. Viele wandern am Ende ganz aus den Dörfern ab und enden in den Armenvierteln der Städte.
Lösung: Jugendclubs geben den Jugendlichen Rückhalt. Dort entdecken sie ihre indigenen Wurzeln, das Gemeinwesen ihrer Dörfer und die Bedeutung ihrer Regenwälder ganz neu. Die Jugendlichen setzen sich mit den Folgen der Kolonisierung auseinander, stärken ihre Wurzeln und lernen, sich ehrenamtlich für ihre Dörfer zu engagieren. Das ist wichtig für die künftige Entwicklung der Dörfer.
Problem: Die Armut der Kaffeebauern ist groß, weil sie nicht über die Mittel verfügen, ihre Pflanzungen zu verbessern. Das zwingt sie dazu alle paar Jahre ein weiteres Stück Wald zu roden, um dort neue Pflanzungen anzulegen, wenn die älteren erschöpft sind. Mit ihren schlechten Anbaumethoden können sie kaum Geld verdienen und zerstören gleichzeitig immer mehr Wald.
Lösung: Unsere Fachleute befähigen die Kaffeebauern, ihre Pflanzungen produktiver und nachhaltiger zu bewirtschaften. Sie können auf deren Fachwissen für nachhaltige Anbaumethoden zurückgreifen, an zahlreichen Weiterbildungen teilnehmen und verbessern schließlich auch ihren Marktzugang und ihr Einkommen. Auf diese Weise lernen sie, den Wald zu schützen – statt ihn niederzubrennen -, weil sie begreifen, wie wichtig er für ihr Überleben ist.
Problem: Kinder sind oft die ersten Leidtragenden von sozialem Verfall, Armut und Diskriminierung. Oft können die unter dem Trauma der Kolonisierung und Ausbeutung leidenden Eltern ihren Kindern kaum Rückhalt bieten. Doch starke Dörfer brauchen starke Kinder.
Lösung: Unser Patenkinderprogramm begleitet die Kinder ganzheitlich. Neben Seelsorge und ganzheitlicher Bildung bietet es Kinderfreizeiten an und bestärkt jedes einzelne Kind in seiner Identität und Selbstentfaltung, damit sie lernen können, Verantwortung für ihr Dorf zu übernehmen. Hierfür arbeiten unsere Teams auch mit den Kirchen und Schulen der Dörfer zusammen.
Problem: Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit.
Lösung: Den Regenwäldern Amazoniens und den Territorien der indigenen Völker kommt eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels zu, weil sie große Mengen Kohlenstoff aufnehmen und einlagern können. Durch das Mein Regenwald-Projekt und effizienten Waldschutz in indigenen Gemeinschaften bewahren wir CO2-Senken im Wald. Durch Waldpatenschaften bieten wir Einzelnen, Schulen, Kirchen und Unternehmen die Möglichkeit, ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern und das Klima aktiv zu schützen.
Problem: Seit Generationen leidet die indigene Bevölkerung unter Kolonisierung, Vertreibung und Diskriminierung. Der Verlust ihrer kulturellen Identität und das Wissen um die eigene Geschichte sind die Folge.
Lösung: Ein Kulturprogramm vermittelt den Menschen wieder Stolz und Freude an ihren kulturellen Wurzeln. Sie entwickeln neues Selbstbewusstsein und erlangen ihre kulturelle Selbstbestimmung als Indigene zurück. Sie setzen sich mit ihrer Kultur, ihrer Geschichte und den Folgen der Kolonisierung auseinander und traditionelle Fähigkeiten bekommen einen neuen Wert. Das befähigt die Menschen, aus ihren Wurzeln heraus selbstbestimmt neue Wege zu entwickeln und sich für Gerechtigkeit einzusetzen.
Problem: Die Armut der Dorfbewohner zwingt sie dazu, immer mehr Wald zu roden. Denn der einzige ökonomische Wert des Regenwaldes ist sein Holz. Die Zerstörung der Wälder bedeutet auch den Verlust der Identität der Menschen, die eng mit dem Wald verbunden ist. Gleichzeitig verschwinden immer mehr Arten, denen wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung zukommen könnte.
Lösung: Fachleute befähigen die Dorfbewohner:innen, auf der Grundlage ihrer eigenen Kultur so genannte Nicht-Holz-Produkte zu entwickeln, herzustellen und zu vermarkten. Das sind Produkte aus den Pflanzen des Waldes, für deren Herstellung jedoch keine Bäume gefällt oder Wald gerodet werden muss. Zu den nachwachsenden Rohstoffen dieser Produkte zählen Samen, Wurzeln, Lianen, Pilze, Palmen, Heilpflanzen und vieles andere mehr. Sie werden nachhaltig genutzt, ihre Bestände nehmen wieder zu. Den Menschen gelingt es, ihre wirtschaftliche Lage mit nachhaltig erzeugten Waldprodukten wie Honig oder Kunsthandwerk zu verbessern und den Regenwald zu schützen.
Problem: Auf dem Papier sind die Landrechte der Indigenen geschützt. In der Praxis sind ihre Territorien weder anerkannt noch offiziell eingetragen. Die Grenzen der Territorien sind unzulänglich vermessen. Das ermöglicht Landschmuggel, Invasionen und illegale Inbesitznahmen, die das Überleben der Dörfer und des Regenwaldes gefährden.
Lösung: Juristen und Landvermesser befähigen die Indigenen, ihre Territorien zu vermessen, bei den Behörden vorschriftsmäßig einzutragen und wenn nötig vor Gericht einzuklagen. Das sichert das Überleben der Dörfer und Wälder, ist aber auch wichtigste Grundlage für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung.
Problem: Der Verlust der natürlichen Wälder Amazoniens ist ein globales Problem, das uns alle betrifft.
Lösung: Das Mein Regenwald-Projekt ist einer der größten und erfolgreichsten privaten Naturschutzgebiete Perus. Wir bewahren die 200 Quadratkilometer Regenwald, die uns vom Staat übertragen wurden, und schützen so nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch das globale Klima. Außerdem befähigen wir indigene Gemeinschaften, ihren Wald zu schützen und kommunale Waldschutzgebiete einzurichten. Wir begleiten Kleinbauern- und -bäuerinnen, auf nachhaltige Forst- und Landwirtschaft umzusteigen. Das Projekt setzt Maßstäbe für public-private Partnerships für nachhaltige Entwicklung am Amazonas.
Problem: Die indigene Bevölkerung Perus erlangte erst vor zwei Generationen die Anerkennung als peruanische Staatsbürger. Doch bis heute leiden sie unter Entrechtung, Vertreibung und allgegenwärtiger Diskriminierung.
Lösung: In Schulungen lernt die indigene Bevölkerung ihre gesetzlich verankerten Rechte kennen, Juristen zeigen ihnen, wie sie diese Rechte effizient einfordern können. Das ist die Grundlage für Dekolonisierung, Nachhaltigkeit und Regenwaldschutz.
Problem: Überall in Amazonien wird der Regenwald vernichtet. Raumnutzungspläne gibt es nicht. Das führt zu einem Wirtschaftsmodell, das ausschließlich auf der kurzfristigen Ausbeutung der Ressourcen beruht und zu massiver Zerstörung führt.
Lösung: Nach der Anerkennung ihrer Landrechte und der Verabschiedung der Dorfverfassung durch die Dorfbewohner finanzieren wir die Entwicklung ganzheitlicher Raumnutzungspläne für jede Dorfgemeinschaft. In ihnen wird fundiert festgelegt, wie das Land nachhaltig genutzt werden kann, ohne die natürliche Vielfalt und die Wirtschaftsgrundlage künftiger Generationen zu gefährden. Aufbauend auf ihrem Raumnutzungsplan kann eine Gemeinschaft schließlich ihren nachhaltigen Dorfentwicklungsplan erstellen und ihren Neuordnungsprozess abschließen.
Problem: Die indigenen Gemeinschaften stehen unter großem Druck und kämpfen überall gegen Korruption, Misswirtschaft, Planungsmängel und die Verletzung ihrer Rechte.
Lösung: Gemeinsam mit indigenen Dachverbänden organisieren unsere Partner vor Ort Runde Tische mit den Vertretern aller zuständigen Behörden. Die Anführer:innen der Dörfer stellen hier ihre Probleme dar. Der öffentliche Druck sorgt dafür, dass die Behörden beginnen, die Dorfgemeinschaften ernst zu nehmen und dabei zu unterstützen, ihren Entwicklungsprozess geordnet und selbstbestimmt zu strukturieren.
Die meisten Dorfbewohner:innen sind seit mehreren Generationen Christen. Schulen und Kirchen spielen in den meisten Dörfern eine große Rolle. Ein bewusster und differenzierter Umgang mit Bildung und Religion kann die Entwicklung der Dorfgemeinschaften stärken. Deshalb koordinieren unsere Teams die Arbeit nicht nur mit den Anführer:innen der Dörfer, sondern auch mit den Dorfschulen und Kirchen. Die Aktivitäten unseres Patenkinderprogramms zum Beispiel finden in Kooperation mit diesen Einrichtungen statt. Wir statten die kleinen Dorfschulen nicht nur mit Hilfsmitteln wie Satelliteninternet aus, sondern begleiten auch die Verhandlungen mit der teils korrupten Schulbehörde, damit diese endlich zweisprachige, indigene Lehrer:innen entsendet, ohne die die Ausbildung der Kinder lückenhaft bleibt. Die Verantwortlichen der Dorfkirchen ermutigen wir, eine spezifisch indigene Glaubenskultur zu entwickeln.
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Wir geben Dorfgemeinschaften die Chance, auch im 21. Jahrhundert überleben zu können.